Mit dem Jagdhund per Du
Betrachtet man alte Bilder, erkennt man den Jäger grundsätzlich am grauen Rauschebart, der langen Pfeife und dem Dackel an der Seite. Der moderne Jäger kommt heute meist anders daher: Angehende Jäger sind im Schnitt 35 Jahre, Nichtraucher und … immer häufiger ohne Hund.
Denn die Jagd hat heute einen anderen Stellenwert als früher: Früher war die Jagd Lebensmittelpunkt, heute ist die Jagd nur ein weiteres Hobby neben Fitnessstudio, Mountainbiking und Reisen. Gerade im Urlaub ist ein Hund oft störender Ballast, der zudem die Auswahl der Urlaubsziele einschränkt. Flugreisen, Impfungen, Hotelzimmer 2. Wahl etc. – warum sollte man sich das antun, für die paar mal, wo man den Hund auf der Jagd doch wirklich braucht?
Aber es kann nun mal passieren, dass ein Wildtier nicht richtig getroffen oder im Straßenverkehr angefahren wird und verletzt flüchtet. Wie soll man das Tier dann finden ohne die Nase des Hundes, um es von seinen Leiden zu erlösen? Es ist im Gesetz nicht vorgeschrieben, dass jeder Jäger einen Hund haben muss. Pflicht ist nur, dass ein brauchbarer Jagdhund zur Verfügung steht. Das kann also auch der vom Jagdkollegen sein.
Aber es ist ja nicht nur die Nachsuche, zu der ein Hund benötigt wird. Das Absuchen von Wiesen nach Rehkitzen, bevor die scharfen Mäh-Messer die kleinen Drückeberger zerstückeln, gehört ebenso zur Aufgabe des Jagdhundes wie das Aufstöbern von Wild, um es vor die Flinte oder Büchse des Jägers zu manövrieren. Fällt die Ente nach dem Schuss ins Wasser, kann der Hund es gar nicht erwarten, den Breitschnabel ans Ufer zu bringen.
Doch nicht jede Hunderasse eignet sich für jede Aufgabe gleichermaßen. Der Jäger sollte sich also schon vor Anschaffung des Jagdhundes gut überlegen, wo der Einsatzschwerpunkt seines Vierbeiners liegen wird. Bei den Jagdhunden gibt es wie beim Menschen nämlich auch Spezialisten und Generalisten. Aber eines gilt für alle: Zur Erfüllung der jagdlichen Aufgaben müssen Hund und Führer ein Team bilden. Die Passion am Wild liegt in den Genen der Jagdhunde, das Zusammenspiel mit seinem Herrchen oder Frauchen muss erarbeitet werden.
Aber das schöne an Hunden ist ja, dass sie gefallen wollen. Und darauf lässt sich aufbauen. Doch dieser „will to please“ endet dort, wo Urinstinkte die Kontrolle übernehmen – und das ist beim Jagdhund am Wild. Da kann das andere Ende der Leine mal ganz schnell in Vergessenheit geraten. Deshalb müssen die Absprachen vorher getroffen werden. Und das Tolle ist: diese Absprachen gelten dann nicht nur auf der Jagd sondern immer, also auch im „normalen Leben“.
In dem Video siehst du ein paar Trainingssequenzen mit meinem Weimaraner Ferdinand. Tipp: Wenn du das Video auf deinem Desktop-Computer anschaust, siehst du auch die eingeblendeten Kommentare. Auf Mobile-Geräten erscheinen diese leider nicht.