Nistkasten aufhängen: so geht’s richtig
Wie, wo und wann sollen Vogel-Nistkästen aufgehängt werden? Und welcher Nistkasten ist der Richtige? Hier bekommst du alle Antworten mit vielen praktischen Tipps.
Warum hängt man überhaupt Nistkästen auf?
Mit dem Aufhängen von Nistkästen möchte man Tierarten unterstützen, die sich schwertun, geeignete Brutplätze zu finden. Das sind bei den Vögeln in erster Linie Höhlenbrüter, die auf alte Bäume angewiesen sind, in denen sich durch das Abfaulen von Ästen Höhlen gebildet haben. Manche Vogelarten, wie die Familie der Spechte, können sich ihre Höhlen selber bauen, in die die handwerklich untalentierten Vogelarten dann gerne als Nachmieter einziehen. Meistens können die dafür besser singen. Jeder hat eben seine Stärken. Neben Vögeln bietet man auch Fledermäusen, Insekten und Bilchen durch das Aufhängen spezieller Kästen ein Ersatzquartier.
Nistkästen in Wald
Da die Forstwirtschaft kein Interesse an Löchern und fauligen Stellen im Stamm hat, weil diese den Holzwert mindern, fällen die Förster die Bäume rechtzeitig vorher. Deshalb unterscheidet sich die Hiebsreife einer Baumart, die sogenannte Umtriebszeit, deutlich vom natürlichen Höchstalter. So werden Fichten mit 80–100 Jahren gefällt, wobei sie 200–300 Jahre alt werden könnten. Buchen fallen mit 120–140 Jahren der Säge zum Opfer, wobei die grauen Riesen bis zu 300 Jahre alt werden. Eichen werden zwischen 180–200 Jahren dem Sägewerk zugeführt. Ihr natürliches Höchstalter beträgt sogar bis zu 800 Jahren.
Aus Naturschutzgründen gibt es im Staatswald die Vorgabe, eine bestimmte Menge an Totholz im Bestand zu belassen. So hat sich der zu den Bayerischen Staatsforsten gehörende Forstbetrieb Ebrach verordnet, 10 Biotopbäume pro Hektar stehen zu lassen. Private und kommunale Waldbesitzer erhalten dafür finanzielle Förderungen. Für stehendes Totholz gibt’s etwas mehr Geld, weil diese Zerfallsphase für den Artenschutz besonders wichtig ist. Trotzdem kommen auf einen Hektar deutschen Wirtschaftswald gerade einmal 10 Kubikmeter totes Holz – ein eururopäischer Urwald beherbergt die 14-fache Menge.
Das Angebot an Mulm- und leeren Spechthöhlen ist also deutlich kleiner als die Nachfrage, weshalb Waldbesitzer oder Naturschutzverbände zusätzlich Nistkästen aufhängen. Zum einen ist das ein Beitrag zum Artenschutz – Trauerschnäpper, Halsbandschnäpper und Wendehals sind dankbar –, zum anderen ist es eine Form der biologischen Schädlingsbekämpfung. Durch die Klimaerwärmung kommt es immer häufiger zu Massenvermehrungen von Schadinsekten wie dem Borkenkäfer oder dem Schwammspinner. Es macht also durchaus Sinn, die Dichte der Vogel-Brutpaare zu erhöhen, da sie eine riesige Menge an Eiweiß an ihren hungrigen Nachwuchs verfüttern. Nachtaktive Insekten werden von Fledermäusen gejagt, für die es spezielle Kästen gibt. Wissenschaftliche Studien haben herausgefunden, dass größere Fledermäuse während eines Sommers bis zu einem Kilo Insekten vertilgen. Das entspricht einer Menge von einer halben Million Insekten.
Nistkästen im Garten
Im Garten sind natürliche Nisthöhlen absolute Mangelware, denn der Grundstücksbesitzer ist schon aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht dazu angehalten, morsche Äste frühzeitig zu entfernen. Zum Überleben gefährdeter Arten trägt das Aufhängen von Nistkästen im Garten ebenfalls nicht bei, denn in der Regel finden sich im mobilen Wohnraum Allerweltsarten wie die Kohlmeise, Blaumeise oder der Hausrotschwanz als Mieter ein.
Deshalb habe ich mal was neues versucht und zwei Zaunkönig-Nistkästen aufgehängt. Das sind Kugeln, die hängend im bodennahen Gestrüpp aufgehängt werden. Also genau da, wo das immer etwas gehetzt erscheinende Stimmwunder herumflitzt. Und warum gleich zwei? Weil das Zaunkönigmännchen seiner Königin gerne mehrere Nester zur Auswahl präsentiert. Trotzdem war mein Versuch leider nicht von Erfolg gekrönt: Bei einem vorsichtigen Blick Ende Januar in den Kasten entdeckte ich nur einen Samenvorrat, den sich dort wohl eine Maus oder ein Bilch angelegt hatte. Von einem Zaunkönig weit und breit nichts zu sehen. Wäre auch zu schön gewesen!
Im Garten spielt der Aspekt der Natur- und Umweltbildung die entscheidende Rolle. Anders als im Wald können Kinder und Erwachsene im Garten die Vögel viel besser beobachten. Noch besser gelingt das bei der winterlichen Vogelfütterung. Auch hier gilt allerdings, dass fast immer den sowieso häufig vorkommenden Arten geholfen wird. Denn im Handel werden überwiegend Körnermischungen angeboten, wobei Weichfutter oder getrocknete Insekten für die selteneren Arten viel wichtiger wären.
Gartenvögel helfen dabei, die Giftspritze im Schuppen zu lassen. Denn Meisen & Co. sammeln eifrig Plagegeister wie Buchsbaumzünsler und Blattläuse ab. Beim Aufhängen von Nistkästen sollte man aber nicht nur an Vögel denken: Auch Ohrwürmer und Florfliegen haben Heißhunger auf Blattläuse und für sie lässt sich ganz einfach ein Unterschlupf bauen.
Wie werden Nistkästen aufgehängt?
Für die Vögel ist es oft gar nicht entscheidend, wie hoch der Nistkasten hängt. Viel wichtiger ist, dass es zu keinen Störungen kommt, die die Jungtiere gefährden oder die Elterntiere zur Aufgabe der Brut veranlassen. Störungen können menschlicher oder tierischer Natur sein. Es kommt immer wieder vor, dass neugierige Menschen den Nistkasten öffnen, um hineinzuschauen. Deshalb sollten Nistkästen an häufiger frequentierten Stellen, wie zum Beispiel an Wanderwegen, immer außer Reichweite aufgehängt werden. Im Umkehrschluss heißt das, dass du deinen Nistkasten in einer ruhigen Gartenecken durchaus auch auf Augenhöhe aufhängen kannst. Das erleichtert die Beobachtung und die Reinigung. Größere Vogelarten wie Eulen oder Hohltauben lassen sich jedoch ungern soweit herab – sie bevorzugen Höhlen ab 6 Meter Höhe.
Was tierische Störungen betrifft, können das zum einen Konkurrenten um den Wohnraum sein, zum anderen Kleinräuber, die Appetit auf eine Portion Nestling haben. Die Nachfrage nach dem raren Wohnraum ist groß. Deshalb wird auch jede Etikette über Bord geworfen, wenn die Frage auftaucht, wer erster war. Oft entscheidet dann das Recht des Stärkeren. So kommt es vor, dass Kohlmeisen die kleineren Blaumeisen vertreiben oder der Haussperling den Gartenrotschwanz. Manchmal wird es lautstark ausdiskutiert, manchmal überbaut der Hausbesetzer auch einfach das Nest des Erstmieters. Aber auch nervenden Zeitgenossen gelingt die Wohnungsübernahme: Hornissen- bzw. Wespenköniginnen oder Raupen des Schwammspinners und Eichenprozessionsspinners ekeln hin und wieder die Vogeleltern hinaus.
In jedem Nest leben auch Parasiten, die als blinder Passagier über das Nistmaterial oder im Gefieder eingetragen werden. Flöhe, Milben und Zecken lieben das feucht-warme Klima und die enge Behausung mit Kuschelgarantie. Sofern sie nicht überhandnehmen, stört das die Vögel aber nicht weiter und durch eine regelmäßige Reinigung des Nistkastens kann man einer Eskalation gut Einhalt gebieten. Aber warum fressen die Vögel die nervigen Parasiten nicht einfach auf, wenn sie schon direkt vor dem Schnabel sitzen? Schließlich gehören sie ja zum Nahrungsspektrum? Interessanterweise zeigen viele Tierarten bei der Brutpflege kein Fressverhalten. So ist das zum Beispiel auch bei der Brandgans, die als Höhlenbrüter ihren Nachwuchs gerne mal in bewohnten Fuchsbauten aufzieht. Auch hier herrscht der sogenannte „Burgfrieden“. Erstaunlich, dass sich der Fuchs seine Gans lieber irgendwo anders stiehlt, wo sie sich ihm doch direkt auf dem Silbertablett präsentiert.
Wenn wir schon bei den größeren Raubtieren sind: Um zu verhindern, dass Katzen oder Baummarder die Vogeljungen aus dem Nest „angeln“ bzw. den Elterntieren beim Anflug auflauern, sollte der Kasten frei an den Baumstamm oder an einen einzelnen Ast gehängt werden. In unmittelbarer Nähe des Kastens sollte also kein weiterer Ast sein, der als Arbeitsbühne oder Lauerplatz dienen kann. Es gibt auch Nistkästen mit integriertem Marderschutz. Diese haben eine Wölbung am Einflugsloch, die verhindert, dass Katzen und Marder mit ihrer Pfote an die Jungvögel herankommen. In katzenreichen Gärten absolut zu empfehlen!
Neben den biotischen Gefahren, die also von anderen Lebewesen ausgehen, lauern noch abiotische Gefahren. Das Einflugsloch sollte weder der prallen Sonne ausgesetzt sein (Süden), noch direkt zur Wetterseite (Westen) zeigen. Im Sommer kann es sonst bei intensiver Sonneneinstrahlung zum Hitzetod der Jungvögel kommen. Treibt der Wind immer wieder Regen durchs Einflugsloch, kommt es zur Unterkühlung des Nachwuchses. Ideal ist deshalb die Ausrichtung nach Südosten.
Nun ist nicht jeder Baumstamm kerzengerade gewachsen und demzufolge kann es passieren, dass der Nistkasten nicht gerade hängt. Schlecht ist, wenn der Kasten nach hinten geneigt ist, wodurch das Einflugsloch wie ein geöffnetes Dachfenster wirkt: Es regnet rein! Deshalb solltest du den Nistkasten lieber leicht nach vorne neigen – da stehen die Höhlenbrüter erfahrungsgemäß sogar drauf.
Bleibt noch die Frage, wie die du den Nistkasten befestigst. Hierbei gilt der Grundsatz: Baum nicht beschädigen, bei Sturm sicher hängen. Eine Möglichkeit ist die Aufhängung mit einem Drahtbügel, der einfach über einen Ast gelegt wird. Damit der Draht die Rinde nicht aufscheuert oder gar einwächst, sollte dieser mit einem Gummischlauch ummantelt werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Befestigung mittels eines Alunagels direkt am Stamm oder indirekt über eine Holzleiste, die mit zwei Alunägeln am Baum befestigt wird. In jedem Fall solltest du einen freien Anflug ermöglichen. Denn beim Füttern muss es später schnell gehen, ein Zwischenstopp ist da nicht vorgesehen. Es gibt auch freihängende Meisenkästen, die wie ein Lampion am Ast baumeln. Diese Kästen pendeln entsprechend stark im Wind, was die Meisen meiner Erfahrung nicht so sehr mögen. Werden zusätzlich fest angebrachte Nistkästen angeboten, werden diese immer bevorzugt.
Auch wenn es Mengenrabatt beim Einkauf gibt, solltest du Nistkästen nicht zu eng nebeneinander aufhängen – außer bei Koloniebrütern wie Schwalben, Staren oder Fledermäusen. Man spricht von mindestens zehn Metern Abstand zwischen Kästen gleicher Bauart. Der Grund dafür ist nicht, dass es womöglich zu Verwechslungen bei der Hausnummer kommt, sondern dass es zu innerartlichem Stress kommt. Meiner Erfahrung nach streiten sich die Vögel besonders nach Belegung des Kastens und beim Nestbau. So eine Reihenhauslage unterschreitet die Sozialdistanz und ist deshalb einfach nicht ihr Ding. Sobald die Jungen aber geschlüpft sind, heißt es füttern, füttern, füttern und der durchgetaktete Arbeitsalltag lässt keine Zeit mehr für derartige Nebenschauplätze. Jeder Vogelfamilie weiß, welche Schreihälse zu ihr gehören und hat damit genug um die Ohren.
Wann werden Nistkästen aufgehängt?
Du solltest deinen Nistkasten am besten im Herbst oder im zeitigen Frühjahr aufhängen. Hängst du ihn schon im Herbst auf, kann er auswittern und auch schon als Übernachtungsquartier dienen. Das Auswittern, also das Ausdünsten von chemischen Stoffen und das Annehmen eines natürlichen Geruchs, scheint für die Vögel eine größere Rolle zu spielen. Viele der von mir aufgehängten Nistkästen blieben zunächst ein Jahr unbewohnt, danach waren sie aber jedes Jahr besetzt.
Hängst du deinen Nistkasten im Frühjahr auf, solltest du nicht zu spät dran sein. Von Naturschutzverbänden wird empfohlen, Nistkästen bis spätestens Ende März aufzuhängen. Ich halte das für zu spät. Die Meisen zum Beispiel suchen bereits Ende Januar die Bäume nach geeigneten Bruthöhlen ab und obwohl oft noch Schnee liegt, kündet ihr Gezwitscher bereits vom Vermehrungswunsch. Allerdings kann das Aufhängen im März auch einen Vorteil haben: Zugvögel wie der Wendehals oder der Trauer- und Halsbandschnäpper kommen als Langstreckenzieher erst im April zurück aus Afrika und sind dann froh, wenn nicht schon alle Kästen von den Daheimgebliebenen belegt sind.
Warum, wann und wie werden Nistkästen gereingt?
In den alten Nestern haben sich Parasiten eingenistet, die den Winter gutgenährt überdauern und sich dann im Frühjahr mit Heißhunger auf die frisch geschlüpften Nestlinge stürzen. Das schwächt die Kleinen und kann sogar bis zu deren Tode führen. Durch das Entfernen des alten Nestes und oft auch toter Jungvögel setzt du die Untermieter gleich mit vor die Türe. Ein weiterer Grund, der für die Entfernung des alten Nestes spricht, ist folgender: Wie bei einem Storchennest wird das Nest immer höher. Was im Freien nicht stört, hat in einer Höhle allerdings einen Nachteil: Die Jungvögel sitzen Jahr für Jahr näher am Einflugsloch und kommen damit irgendwann in die Reichweite von Marder- und Katzenkrallen.
Also steht fest: Raus mit dem alten Nest! Der ideale Zeitpunkt zur Reinigung deines Nistkastens ist der September, denn dann hat auch der letzte Jungvogel sein Nest verlassen. Jetzt solltest du dich mit Handschuhen und einer kleinen Bürste bewaffnet auf den Weg machen. Wartest du zu lange, können bereits wieder Überwinterungsgäste eingezogen sein, wie der Siebenschläfer. Und bekanntermaßen schläft der dann sieben Monate – von Oktober bis April, oder noch etwas länger. Wenn er die Wahl hat, verbringt er den Winter aber lieber in einer Erdhöhle, die ist frostsicherer. Auch andere Kleintiere, wie Wald- und Haselmaus, Florfliegen, Ohrwürmer sowie Wespen-, Hummel- oder Hornissenköniginnen machen es sich ab Herbst im Nistkasten gemütlich. Auch diese Tiere verdienen Schutz und es wäre eine Schande, wenn du sie nach draußen beförderst und sie sich mühsam einen neuen Platz suchen müssen, sofern sie überhaupt noch einen geeigneten finden.
Das Öffnen des Nistkastens ist ein spannender Augenblick. Der NABU empfiehlt, vorher anzuklopfen, damit mögliche Bewohner, wie etwa einen Haselmaus oder Waldmaus, gewarnt sind und die Behausung noch rechtzeitig verlassen können. Ich empfehle eine andere Methode, denn ich möchte potentielle Bewohner ja nicht ängstigen oder vertreiben: Du öffnest den Deckel zunächst nur einen Spalt, damit du etwas hineinspitzen kannst. Entdeckst du dann zum Beispiel eine Fledermaus oder ein anderes Tier, hast du die Möglichkeit, den Deckel langsam wieder zu schließen. Es ist ein Ammenmärchen, dass dir die überraschten Bewohner Hals über Kopf entgegenspringen. Die Tiere drücken sich zunächst verängstigt in die Ecke, solange der Deckel nur einen Spalt geöffnet ist. In solch einem Fall machst du den Deckel wieder zu und lässt den Nistkasten in Ruhe.
Ist der Nistkasten unbewohnt, öffnest du den Deckel vollständig und entfernst das Nest. Dabei solltest du Handschuhe tragen, um Vogelflöhe und anderes Ungeziefer von dir fernzuhalten. Dann nimmst du die Bürste, das kann zum Beispiel eine Spülbürste sein, und schrubbst alle Innenseiten des Kastens (ohne Wasser) aus. Vergiss nicht die Spalten und Ritzen, wo oft noch irgendwelche Gespinste kleben. Ist der Nistkasten stark von Parasiten befallen, solltest du heißes Wasser zum Ausbürsten nehmen. Auf keinen Fall darfst du Reinigungs- oder gar Desinfektionsmittel einsetzen!
Hast du zur Reinigung den richtigen Zeitpunkt im Herbst verpasst, bleibt dir noch das Frühjahr als zweite Wahl. Hier ist es allerdings schwieriger, den richtigen Zeitpunkt zu finden. Wie oben beschrieben, suchen bereits die ersten Vögel Ende Januar nach Brutplätzen, andererseits dösen die Winterschläfer zum Teil bis Mai vor sich hin. Du solltest deshalb erst unmittelbar vor Beginn der Brutzeit den Kasten reinigen, das wäre Ende Februar/Anfang März. Aber auch hier gilt: erst einen Spalt öffnen. Ist der Kasten etwa durch einen Siebenschläfer besetzt, schließt du den Kasten wieder und lässt ihn zunächst ausschlafen. Viele Vogelarten machen – wenn’s gut läuft – zwei Bruten pro Jahr, wie zum Beispiel die Kohl- und Blaumeise. Für jede Brut wird ein neues Nest gebaut. Wer also genau weiß, dass in dem Kasten keine Vogelbrut ist, sondern ein Winterschläfer, kann warten, bis der Faulpelz irgendwann im April oder Mai sein Domizil verlassen hat. Dann entfernst du das alte Nest und bietest unverhofft einen blitzblanken Kasten für eine der zweiten Bruten oder für einen aus Afrika zurückkehrenden Zugvogel, wie den Wendehals oder den Trauerschnäpper.
Im Gegensatz zu Schwalben sind Mauersegler Höhlenbrüter. Diese Eigenschaft bereitet ihnen heutzutage zunehmend Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche, da beim modernen Hausbau aus energetischen Gründen jeder Schlitz und Spalt geschlossen wird. Mit dem Anbringen von Nisthilfen an deiner Hausfassade kannst du den Flugkünstlern helfen. Dabei musst du keine Angst haben, dass sie deine Hauswand oder deine Fensterbänke mit Kot verschmutzen. Anders als Schwalben entsorgen Mauersegler die Ausscheidungen ihres Nachwuchses nämlich an einem anderen Ort – vielleicht bei deinem Nachbarn. Das machen sie übrigens, um keine Feinde anzulocken. Ein Seglerpärchen baut jedes Jahr etwas an seinem Nest weiter. Das Entfernen des Nests wäre deshalb ziemlich fies, weil die Elterntiere dann sehr viel Zeit und Mühe für den Bau einen neues Nests bräuchten. Ein Mauersegler-Nistkasten wird also nicht gereinigt, was sich bei Anbringung unter dem Dachgiebel auch nicht gerade als einfach darstellen dürfte.
Eine Kontrolle und Reinigung von Fledermauskästen solltest du mindestens ein- bis zweimal im Jahr durchführen. Allerdings nicht in den Monaten Mai bis Ende Juli, um die Sommerquartiere und eventuelle Wochenstuben nicht zu stören. Zum Überwintern ziehen sich Fledermäuse in frostsichere Keller oder Spalten zurück. Es gibt aber auch speziell isolierte Winterfledermauskästen. Diese darfst du in den Monaten November bis April nicht öffnen, um die Tiere nicht aus ihrem Winterschlaf aufzuschrecken, sowie ein Auskühlen der Höhle zu vermeiden.
Welcher Nistkasten für welches Tier?
Bevor man einen Nistkasten kauft oder selbst baut, muss man sich zunächst einmal im Klaren sein, welches Tier man denn gerne beherbergen möchte. Nistkästen lassen sich grob unterteilen in die Kategorie „Generalist“ und in die Kategorie „Spezialist“. Zu den Generalisten zählt zum Beispiel ein Nistkasten mit einer Fluglochweite von 32 mm Durchmesser. Durch das mittelgroße Loch passen viele Singvogelarten: Kohl-, Blau-, Sumpf-, Tannen-, Haubenmeise, Gartenrotschwanz, Kleiber, Halsband- und Trauerschnäpper, Feld- und Haussperling.
Das Problem bei der Kastenkategorie „Generalist“ ist, dass die kleineren Vogelarten oft von den größeren vertrieben werden, wie zum Beispiel die Blaumeise von der kräftigeren Kohlmeise. Möchte man also den Kleinmeisenarten Blau-, Sumpf-, Tannen-, Haubenmeise eine Chance geben, sollte das Einflugsloch kleiner gewählt werden. 26 mm ist ideal, da passt die pummelige Kohlmeise nicht durch.
Dann gibt es noch Nistkästen mit ovalem Einflugsloch, ø 29×55 mm. Der Vorteil der ovalen Lochform ist, dass mehr Licht ins Innere fällt. Das gefällt dem Gartenrotschwanz ausgesprochen gut, weshalb er diese Art von Nisthilfe bevorzugt. Aber auch die Anhänger des runden 32-mm-Lochs haben kein Problem mit etwas besserer Sicht im Innern und nehmen diese Kastenform ebenfalls an. Wenn du Nistkästen mit mehreren Einflugslöchern siehst, dann ist das nicht ein getrennter Eingang für Mutti und Vati, sondern dient ebenfalls nur dazu, mehr Licht in den Brutraum zu lassen.
Je größer die Vogelart, umso größer natürlich der Kasten und umso größer das Einflugsloch. So benötigen Stare einen Lochdurchmesser von 45 mm, Rauhfußkäuze und Hohltauben 90 mm und der Waldkauz sogar 120 mm. Eulen mögen es übrigens, wenn man ihnen den Brutraum etwas nett mit Hobelspänen oder Holzmull herrichtet. Das Problem bei den riesigen Einflugslöchern ist die hohe Gefahr durch Nesträuber. Deshalb gibt es für fast alle Modelle Varianten mit Marderschutz.
Eine besondere Eigenart hat der Kleiber. Er bevorzugt üppigen Wohnraum und quartiert sich gerne in riesige Eulenkästen ein. Damit er aber bei der Jungenaufzucht nicht gestört wird, klebt er kurzerhand das Einflugsloch mit Lehm und Erde soweit zu, bis er gerade noch hindurch passt. Um zu verhindern, dass er den großen Höhlenbrütern ihren Wohnraum wegnimmt, sind spezielle Kleiberkästen im Handel erhältlich. Kleibernester erkennt man übrigens daran, dass sie nur aus einer simplen Aufeinanderschichtung von Rindenstücken bestehen.
Neben den Höhlenbrütern gibt es auch noch die sogenannten Halbhöhlen- und Nischenbrüter. Zu den Halbhöhlenbrüter gehören zum Beispiel Hausrotschwanz, Bachstelze und Grauschnäpper. Für sie gibt es halboffene Kästen, die grundsätzlich an eine Fassade oder Wand gehängt werden müssen, weil durch den freien Zugang zum Brutraum Kleinräuber sonst leichtes Spiel haben. Alternativ gibt es auch eine geschlossenere Bauform, die in Bäume gehängt werden kann.
Zu den Nischenbrütern gehören Haus- und Gartenrotschwanz, Rotkehlchen, Zaunkönig sowie der Feld- und Haussperling. Auch für sie gibt es eine eigene, horizontal ausgerichtete Bauform. Im Innern befindet sich ein Einsatz, der den Brutraum zweiteilt. Durch das eindringende Licht bauen die Vögel ihr Nest immer ins hintere Abteil, wo es konstruktionsbedingt von Katzen- oder Marderpfoten nicht erreicht werden kann. Davon abgesehen hat das Elterntier einen komfortablen Vorraum, von wo aus es bequem das mitgebrachte Futter in die aufgesperrten Schnäbel stopfen kann.
Wenn du übrigens einen Kasten ohne Einflugsloch siehst, dafür mit einem oder zwei seitlichen „Flügeln“, dann ist das ein Nistkasten für Wald- und Gartenbaumläufer. Genau genommen ist es gar kein Kasten, sondern eine Halbschale mit seitlichen Einstiegsschlitzen. Hat der Kasten die Öffnung an der Unterseite oder einen horizontalen Schlitz im unteren Drittel, dann ist es eine Fledermaushöhle. Dann gibt es noch verschiedene Angebote für Insekten, unter anderem für Hornissen oder Hummeln. Auch hier gibt es eine Multi-Kulti-Ausführung: das allseits beliebte Insektenhotel.
Bei meinem letzten Waldbesuch habe ich ein paar recht ausgefallene Nistkästen entdeckt: es handelte sich um quadratische Kästen, die ebenfalls kein Einflugsloch an der Vorderseite hatten. Es handelte sich um spezielle Haselmauskobel. Deren 26 mm großes Einschlupfloch befindet sich an der Rückseite, verdeckt durch den Baumstamm. Durch diesen rückwärtigen Einstieg wird der Kasten nicht von Kleinmeisenarten, wie der Blau-, Sumpf-, Tannen- oder Haubenmeise in Beschlag genommen. Die Haselmaus klettert den Baumstamm hoch und gelangt durch einen seitlichen Schlitz zum Einschlupfloch. Die gleiche Bauart gibt es auch mit 40 mm messendem Einschlupfloch für die größeren Bilcharten wie Siebenschläfer, Gartenschläfer und Baumschläfer.
Die Schlafmäuse, wie sie auch genannt werden, nutzen diese Quartierkästen im Sommer als Versteck. Dort sind sie vor Fressfeinden wie Eulen und Marder sicher. In der Annahme, dass die Bilche den Winter lieber in frostfreien Erdhöhlen verbringen und nicht im Kobel, sollte dieser zwischen Januar und März gereinigt werden. Aber auch hier gilt: Langsam öffnen und gegebenenfalls gleich wieder schließen, falls Wintergäste drin sind!
1 Kommentar
Lieber Waldpoet,
wie ausführlich!! Da bedanke ich mich sehr und werde mich mit der Thematik befassen. Ich möchte gerne einen Nistkasten im Gemeinschaftsgarten aufhängen, allerdings laufen drei sehr lebendige und neugierige Katzen herum und es gibt viele kleine und große Fußballspielende Kinder. Nicht einfach, den richtigen Platz zu finden…
Sehr liebe Grüße, Lydie